Bio-Weingut & Landhotel Gänz

Diesmal war es andersherum: Aus dem Nebenerwerbsbetrieb ist wieder ein Vollzeit-Hofgut geworden, mit kleinem Hotelbetrieb. Alles bio, seit über 20 Jahren. Da war es ein Glück, dass am Dorfrand noch ein Getreideacker in Familienbesitz war. Hier bauten Albert und Hiltrud Gänz 2000 neu und mit weitem Blick ins Rheinhessische. Aus dem vorherigen Zuhause im Ortszentrum hat die Gemeinde den Hackenheimer Kulturhof entstehen lassen.

Drei Generationen der Familie Gänz bewirtschaften Bio-Hotel und Bio-Weingut, hinzu kommen Streuobstwiesen und Ackerflächen. Natürlich auch im ökologischen Anbau. Das Korn geht an einen bekannten Mainzer Bio-Backbetrieb.

Den Ausschlag für die berufliche Neuorientierung der Familie hatte Peter Gänz als Teenager gegeben, als er sich für die Landwirtschaft entschied. Seine Schwester Sarah Gänz ist als Betriebswirtin die perfekte Ergänzung. Mit Oma Maria Gänz leben drei Generationen auf dem Hof und bauen diesen langsam aber sicher so aus, dass er ökologisch und technisch in Zukunft bestehen kann. Die Familie will einvernehmlich mit der Natur leben und vermittelt dies auch den  Kunden. Die Pflanzenkläranlage am Haus fehlt so wenig wie der chemiefreie Badeteich oder die Elektroladestation für die Hotelgäste, die immer häufiger mit dem E-Bike kommen. Statt für weite Ziele entscheiden sich immer mehr, hier eine Woche lang Landschaft , Wein- und Speisekarte zu erkunden. Katze und Hund schauen zu, und für Insekten und Wildtiere ist der Aussiedlerhof ebenfalls ein kleines Paradies.

Ändern sich gerade die Geschmäcker der Weintrinkerinnen und –trinker?

Sarah Gänz: Die jungen Kunden sind nicht vorbelastet und fragen immer mehr nach halbtrockenen Weinen. Auch Weine mit niedrigem Alkoholgehalt und weniger Säure liegen im Trend. Darauf stellen wir uns genauso ein wie auf den Klimawandel.

Sie haben einen neuen Weinkeller eingerichtet. Sind auch die Produktionsverfahren neu?

Peter Gänz: Wir probieren immer wieder Neues. Aus der Erfahrung lernen wir. So verzichten wir schon lange auf Schönungsmittel. Mit jeder Behandlung des Weins geht etwas verloren. Mit den Trauben gehen wir schonend um, deshalb auch ohne Pumpen. In jeder Flasche soll sich der ursprüngliche Charakter des jeweiligen Weinbergs und des Jahrgangs wiederfinden. Die Lagen bauen wir einzeln in kleinen Mengen aus.

Sie sind täglich im Weinberg?

Peter Gänz: Ja, auch weil man schnell auf das Wetter reagieren muss. Ich gucke im Herbst jeden Tag, wann der Riesling goldene Bäckchen bekommt. Nur die vollreifen Trauben haben das Aroma.

Im Bio-Hotel gibt es dann den Bio-Wein.

Sarah Gänz: Wir haben ein Produkt, das genussvoll ist. Unsere Mutter kocht für die Hausgäste, zu 100 Prozent bio. Das ist selten in Hotels. Die jährliche Zertifizierung bei den BIOHOTELS ist ein Qualitätsmerkmal.

Schauen die Gäste denn nach der Nachhaltigkeit?

Sarah Gänz: Wir ziehen zuerst Menschen an, die auch so leben. Zugleich zeigen wir allen mit Führungen und bei Weinproben, was den ökologischen Landbau ausmacht. So können wir - mit Freude - überzeugen. Das Potential kleiner Betriebe liegt im engen Kontakt zu den Menschen. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber dem Internet. Und den nutzen wir zur Kommunikation über Nachhaltigkeit.