Plastik ersetzt Beton
In Bärenbach im Hunsrück sind die Poller an der Straße schiefergrau – und aus Kunstholz. Kein Wunder, denn einen Kilometer weiter wird Kunststoff in vielen Formen und großen Mengen produziert und gelagert: Bodengitter, Kabelkanäle, Pfosten, Einfassungen, Bänke, Bretter und Planken, Kunst-Steine aller Art. Alles ist aus Abfall gemacht, der sonst verbrannt würde: Hahn Kunststoffe setzt seit über 25 Jahren auf ein Verfahren, das immer mehr Aufmerksamkeit gewinnt. Aus Plastikmüll entstehen Pellets und daraus neue, kompakte Teile aus hanit®.
Das Material hanit® zeigt, dass alte Zahnpastatuben oder Plastikverpackungen nicht in der Umwelt oder Verbrennung landen müssen. Sie können sich zum Beispiel in stabile Lagerunterlagen für Schwerlasten verwandeln, die andernfalls aus Holz sind. So wird Rohöl gespart und das Plastikmüllproblem reduziert. Der besonders für Druck belastete technische Konstruktionen geeignete Recycling-Kunststoff ist umweltgerecht und überdauert Jahrzehnte.
Im Gespräch mit:
Marco Bräuß, Geschäftsführer von HAHN Kunststoffe
Sie zeigen, Kunststoff ist sehr gut wiederzuverwerten. Wird das honoriert?
Marco Bräuß: Unsere Kunden wählen die Produkte in erster Linie, weil sie gut, das heißt perfekt in die Anwendung passen. Im Wettbewerb zu anderen Materialien hat unser Recyclingkunststoff hanit® in der Eigenschaftsmatrix oft die Nase vorn. Dennoch wird natürlich die Aufmerksamkeit, die Kunststoff und seine Auswirkungen für die Umwelt aktuell in den Medien hat, immer bedeutender, denn der Verbraucher schaut nun genauer hin, was er da aus „Plastik“ kauft. Unsere Kunden genießen, dass sie mit dem Kauf eines Hahn Kunststoffe Produktes den Materialien aus dem „gelben Sack“ ein zweites Leben schenken.
Was sind die Bestseller?
Marco Bräuß: Wir haben 18 Millionen Weidepfosten aus hanit® verkauft. Mit 20 Jahren Garantie sind sie unschlagbar. Jetzt geht es von der Bank für den Wald, einem unserer ersten Produkte, in Richtung Stadtmobiliar für Parks, den Marktplatz und die Innenstadt. Immer wichtiger werden auch Konstruktionen für die Industrie, zum Beispiel Bio-Filterböden. Viele neue Ideen entstehen in Zusammenarbeit mit unseren Kunden.
Woher bekommen Sie die Rohstoffe?
Marco Bräuß: Wir nehmen die schlechteste Sortierqualität (Mischkunststoffe) aus den gelben Säcken von unseren Lieferanten, den Sortieranlagen des Dualen Systems. Statt das Plastik zu verbrennen, verarbeiten wir es zu Pellets und neuen Produkten - an 362 Tagen im Jahr in vier Schichten. Mehr Recyclingquote als Hahn Kunststoffe bietet, ist aus dem „Gelben Sack“ nicht denkbar.
Wohin geht die Entwicklung?
Marco Bräuß: Wir wollen das Design unserer Produkte weiter schärfen und neue Märkte erschließen, weiter am Standort Hahn investieren und unsere Produktionskapazität ausbauen und so die Anstrengungen der Politik in Europa und Deutschland unterstützen. Jedes Jahr steigen unsere Anstrengungen, unsere Prozesse weiter zu verbessern, um noch bessere Produktqualität zu erzeugen, damit die Kundenzufriedenheit steigt und wir noch stolzer sein können auf das, was wir hier tun. Es stört uns, wenn manche sagen, Recycling funktioniert nicht. Unsere 350 Mitarbeiter beweisen, wie gut es funktioniert.
Kunststoffexport boomt
Das Unternehmen hat die Auslandsmärkte im Blick. Auch in Italien, Frankreich oder England sind Blumenkübel oder Uferpalisaden aus hanit® zu haben.
Seit wenigen Jahren wird auch in Kanada produziert, jetzt sind die USA das nächste große Ziel. Sogar in der neuen Metro von Riad/Saudiarabien wird der Recycling-Kunststoff verbaut: Das Unternehmen aus dem Hunsrück hat rund 80 Kilometer Kabelkanal per Schiff geliefert. Entscheidender Vorteil war das geringe Gewicht des Materials.