Unverpackt Trier | Supermarkt
Bio-Einkauf neben der Porta Nigra
Dosen, Gläser, Tüten und Stofftaschen sollte man beim Einkauf dabei haben, denn viele der gut 700 Produkte, vom festen Shampoo-Stück bis zum Gouda, präsentieren sich unverhüllt. Linsen, Müsli oder Nudeln füllt man sich aus großen Schüttbehältern berührungsfrei selbst ab. Ebenso Speiseöle oder Putz- und Körperpflegemittel. Hygienestandards sind selbstverständlich.
Die Ware hat zum größten Teil Bio-Qualität oder kommt aus der Region. Ein Winzer liefert beispielsweise Sekt ohne Alukapseln und nimmt seine Flaschen zurück. Beim Gemüse sind seltene Sorten zu finden.
An Unverpackt Trier kommt jeder vorbei, denn der Laden liegt seit dem Umzug 2018 in allerbester Lauflage – die Porta Nigra nebenan, die Touristeninformation gegenüber, eine Haltestelle vor der Tür. Die Anmietung war Zu- und Glücksfall zugleich. Der Vermieter steht hinter dem Konzept und so soll das Gebäude zukünftig zur ganzheitlichen Geschäftsführung beitragen – Sonnenenergie könnte bald Strom liefern. Schon jetzt kommt aus der Steckdose Ökostrom.
Im Gespräch mit:
Unverpackt-Gründer und Mitgesellschafter Sebastian Würth
Warum haben Sie Unverpackt eröffnet?
Sebastian Würth: Aus Überzeugung. Ich komme aus dem Einzelhandel, habe auch bei einer großen Handelskette gearbeitet und den Verpackungswahnsinn erlebt. Ich wusste, das würde mich auf Dauer nicht glücklich machen. Mit Nüssen, Haferflocken und Drogeriewaren haben wir angefangen, den „no-waste“-Gedanken umzusetzen. Wir haben etwa 80 Prozent weniger Verpackung als herkömmliche Märkte – zum Beispiel vier gelbe Säcke in vier Wochen. Wir schauen nach Alternativen – etwa um Kunststoffwickelfolie zu ersetzen.
Wie wurde das Geschäft aufgenommen?
Sebastian Würth: Anfangs wurden wir belächelt und es wurde behauptet, wir schütteten die Produkte aus kleinen Tüten zusammen. Tatsächlich fragen wir bei Herstellern und Großhändlern nach 25-Kilo-Gebinden. Es hat einen langen Atem gebraucht. Heute haben wir Stammkunden jeden Alters.
Ist Unverpackt teurer oder billiger?
Sebastian Würth: Wir haben bei einem Testeinkauf verglichen: Gegenüber einem herkömmlichen Supermarkt waren wir 20 Cent teurer, der normale Bioladen verlangte 13 Euro mehr. Das Konfektionieren braucht Arbeitszeit und Maschinenstunden, das kostet Geld. Auch der Transport benötigt mehr Volumen, da in den meisten Verpackungen mehr Luft enthalten ist als in einem Großgebinde. Und, wir geben Rabatte auch weiter. Weil das Umpacken in kleine Einheiten entfällt, ist unsere Ware zudem frischer.
Wohin entwickelt sich das Sortiment?
Sebastian Würth: Eines unserer ersten eigenen Produkte war eine Bambuszahnbürste. Kürzlich haben wir mit einem Hersteller ausprobiert, Kartoffelchips lose anzubieten – das geht überraschend gut, sie bleiben 6 Monate knusprig! In Zukunft möchte ich es, wie in Italien oder Russland, mit Tiefkühl-Fertigprodukten in bester Bioqualität versuchen. Daran arbeiten wir gerade. Wir sind kundenorientiert und folgen dem Bedarf.
Liebling Trier
Wer an den Unverpackt-Ladenregalen vorbei nach hinten geht, landet nicht im Lager sondern in einem „Restaurant mit Cafe" namens „Liebling Trier“. Das mit alten und neuen Möbeln phantasievoll dekorierte Lokal will Rückzugsort, Inspirationsquelle und alternativer Arbeitsplatz sein. Hier gibt es seit 2019 Getränke aus fair gehandeltem Kaffee, Bowls und andere frisch zubereitete Bio-Gerichte. Der gastronomische Ableger bietet auch Raum für Kunst und eine Empore für kleine Auftritte.