In den Produktionshallen der EWM GmbH erinnert nichts an die Aspekte, die das Schweißen früher mit sich brachte: Hitze, Rauch, offenes Feuer. Im Showroom kann jeder mit Schweißausrüstung und unter Anleitung eines erfahrenen Schweißexperten einen entspannten Versuch im Schweißen wagen.

Schweißgeräte finden sich überall, im Küchenbau ebenso wie auf der Schiffswerft – und eine innovative Technik hilft der Umwelt ebenso wie den Kostenrechnern: Schweißrauchemissionen wurden um bis zu 75 Prozent reduziert und dank neuer Schweißprozesse können Rohstoffe wie Aluminium oder Stahl auch beim Kunden sparsamer verwendet werden. Ein EWM-Kunde, der Transport- und Recyclingfahrzeuge baut, nutzt EWM-Schweißtechnik mit folgenden Vorteilen: Mit den neuen Schweißprozessen muss weniger Material als früher abgetragen werden. Auch hat sich das Zusammenschweißen vereinfacht mit dem Effekt, dass Metalle eingespart werden. Der Gasverbrauch reduzierte sich um ein Drittel und die Arbeitszeit um 15 Prozent. Gleichzeitig wurden bis zu 10 Prozent mehr Fahrzeuge produziert.

Die sogenannte Invertertechnologie erhöht die Lebensdauer der Schweißgeräte – zum Teil arbeiten Kunden seit 25 Jahren im Drei-Schicht-Betrieb mit EWM-Geräten. 2019 wurde eine neue Produktions- und Logistikhalle eröffnet. In Planung ist außerdem eine vollautomatische Produktionslinie mit einem autonomen Transportsystem ohne Fahrer. Zur Beheizung wird ein Blockheizkraftwerk genutzt.

Klimaschutz ist in aller Munde, was halten Sie davon?

Susanne Szczesny-Oßing: Wir müssen etwas tun, keine Frage. Aber Angst war nie ein guter Ratgeber. Ich weiß aus unserem Unternehmen: Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gehören zusammen. Das sind keine Gegensätze. Es geht darum, neu zu denken, neue Ideen zu entwickeln. Mit intelligenten Lichtbögen zum Beispiel entstehen beim Schweißen viele Schadstoffe erst gar nicht. Ich bin überzeugt, intelligente Technologien können dazu führen, dass unser relativer Wohlstand trotz Klima- und Ressourcenfrage bestehen bleibt.

Wofür steht hier der Mittelstand?

Susanne Szczesny-Oßing: Ich weiß, dass sich viel mehr Menschen mit Lösungen beschäftigen, als man denkt. Gerade im Mittelstand passiert einiges – das zeigen viele Positivbeispiele aus meinem Alltag bei der IHK. Die Transformation findet statt, auch bei EWM: Früher galt unser Geschäft als „dirty and dangerous“ heute ist es „clean and clever“. Der Mittelstand tut viele Dinge einfach, die nötig sind – auch in Rheinland-Pfalz.

Was hat sich bei EWM verändert?

Susanne Szczesny-Oßing: Es ging bereits bei der Gründung 1957 für meinen Großvater darum, besser, effizienter und nachhaltiger zu werden. Bei EWM werden seitdem in der Entwicklung von Produkten und Prozessen Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Angefangen hat das Unternehmen als Komponentenhersteller, 1993 wurden wir zum Schweißgerätehersteller, um die deutlich sparsamere und intelligentere Invertertechnologie selbst anbieten zu können. Diese Technologie ist nach wie vor nachhaltig, weil sie strom- und materialsparend ist. Heute bieten wir Komplettlösungen fürs Schweißen an. Das heißt, dass wir unsere Kunden so beraten, dass ihre Produktion wirtschaftlicher und damit auch nachhaltiger wird. Dabei ist das Beharrungsvermögen teilweise groß und Wirtschaftlichkeitsargumente bleiben wesentlich. Auch Digitalität ist Nachhaltigkeit: EWM-Geräte sind jetzt schon digital offen für zukünftige Entwicklungen. Das bedeutet, dass in der Zukunft eher neue Soft- als neue Hardware angeschafft werden muss.