Ulmenhof | Landwirtschaft mit Tierhaltung
Idylle mit vielfältiger Arbeit
Der Städter sieht auf den ersten Blick die Idylle und auf den zweiten die viele und vielgestaltige Arbeit. Urlaub gibt es auf dem Ulmenhof höchstens mal eine spontane Woche lang. Dafür wachsen die Ulmenhof-Kinder frei in der Natur und mit Tieren auf und dürfen viel mehr als Stadtkinder.
Die Landwirtschaft im Stall und auf den Feldern ist Männersache auf dem Hof. Ute Frangen ist die Chefin der Eifler Bauernkäserei. Aus Ziegen- oder Kuhmilch stellt sie etliche Käselaibe her, durchschnittlich kommen Tag für Tag 20 Kilo zusammen – immer anders, je nach Beschaffenheit der Milch. Der Bio-Käse ist das wichtigste Hofprodukt und schmeckt, je nach Würzung und Reifezeit ganz verschieden. Verkauft wird er im eigenen Hofladen.
Neben den Kühen und Ziegen gibt es inzwischen auch Hühner auf dem Hof. Mit 50 Tieren in einem mobilen Stall fing es an, und die Kundennachfrage nach Eiern wuchs schnell, sodass inzwischen 900 Hühner in vier mobilen Ställen auf den Wiesen picken. Vor dem Habicht schützt sie ein großes Netz. Die männlichen Tiere werden von einem Kollegen aufgezogen. Gern würden die Bauern auch Hühnchen mästen, aber weil es keinen Schlachter mehr in der Region gibt, ist das nicht möglich. Neu im Kuhstall ist ein staubsaugerähnlicher Roboter, der die Gülle wegschafft und so für etwas mehr Zeit sorgt. Stefan Frangen hat sie genutzt, um mit dem Anbau von alten Kartoffel- und Gemüsesorten zu experimentieren – der Erfolg zeigt sich in einer guten Ernte
Das Unternehmen
1987 fanden Ute und Stefan Frangen ihren Lebenstraum in der Eifel. Ein junges Agraringenieurpaar, aus Bergisch-Gladbach und dem Frankfurter Umland stammend, wollte biologische Landwirtschaft betreiben und fand den alten Bauernhof mit damals 20 Hektar Land. Heute bietet der Ulmenhof auf 70 Hektar Leben und Arbeit für zwei Familien. Die ältere Tochter und deren Mann, Anna-Maria und Michael Kneißl mit ihren kleinen Söhnen Lars-Ole und Joris, sind 2017 auch rechtlich in die Hofgemeinschaft eingestiegen. Sie alle kümmern sich um 40 Milchkühe, 100 Milchziegen, 900 Legehennen, einige Schweine und Rinder. Der Bioland-Betrieb hat eine Käserei und einen Bioladen und beschäftigt vier feste und drei Hilfskräfte.
Im Gespräch mit: Landwirt Michael Kneißl, der ökologische Agrarwissenschaften studiert hat
Im Dorf gab es früher 18 Landwirtschaften, heute sind es drei. Was hilft dem Ulmenhof zu überleben?
Michael Kneißl: Ein Einkommen, von dem die Familie leben kann. Weil der Betrieb breit aufgestellt ist, geht das. Wir wollen noch breiter werden, ohne die Fläche zu vergrößern und planen, Kartoffeln, Getreide und mehr Gemüse anzubieten, auch Brot oder Nudeln im Laden. Jedes Jahr gibt es einen Bereich, der nicht optimal läuft, aber mit dem Rest geht es dann. 70 Hektar ernähren acht Personen. Aber die Trockenheit der letzten zwei Jahre war frustrierend.
Wie gehen Sie mit Ihren Tiere um?
Michael Kneißl: Wir sind Tiermenschen, das Vieh gehört dazu. Milchkühe und –ziegen sind auf der Weide, im Sommer und im Winter. Auch im Stall sind sie nicht angebunden. Unsere Kühe gehören zu seltenen Rassen wie Angler Rotvieh, Allgäuer Braunvieh oder Vorderwälder – die Zucht geht dahin, dass sie keine Hörner mehr haben. Gerade bauen wir einen neuen Ziegenstall nach den höchsten Kriterien für das Tierwohl. Dort wird es Kletteretagen geben und Bürsten. Wir haben deutsche Edelziegen und Thüringer Waldziegen, eine gefährdete Art. Auch die Ziegen sind täglich draußen, hinter einem mobilen Zaun. Auch manche konventionell arbeitenden Landwirte lassen ihre Tiere draußen weiden, aber das wird nicht honoriert. Im Biobetrieb ist es besser. Sorgen macht mir der Wolf. Wenn er hierher kommt, müssten wir auf die Weidehaltung der Ziegen verzichten.
Was kann der Hof tun für die Erhaltung der Vielfalt der Natur?
Michael Kneißl: Wir spritzen nicht und auf nicht genutzten Flächen oder an den Rändern tut sich daher viel. Wir lassen auch ein „Lerchenfenster“, ein drei mal fünf Meter großes Rechteck, auf dem Feld für die Vögel frei und der Distelfink kommt, weil wir Disteln stehen lassen. In jedem Kuhfladen gibt es Insekten und Bakterien. Gerade denken wir über ein neues schonendes Gerät fürs Mähen nach. Die herkömmlichen Mähwerke machen alles klein, auch die Insekten.
Sind Bio-Produkte beim Discounter ein Fortschritt?
Michael Kneißl: Ich bin da zwiegespalten, weil sich Konzerne so grün waschen können. Andererseits erreicht man viele. So entsteht aber auch ein Preiskampf und überall fallen die Erlöse. Ich fürchte, dass es irgendwann keine Bioläden mehr gibt. Für uns ist es nachhaltig, dass wir ab Hof unsere Produkte vermarkten.
Kontakt
Hofgemeinschaft Ulmenhof GbR
Hauptstraße 17
54552 Sarmersbach
Telefon: +49 (0)6592 9589182
Telefon: +49 (0)151 28906856
Telefax: +49 (0)6592 98 04 90
Mail: hofladen(at)ulmenhof-gbr.de
Öffnungszeiten Hofladen
Mittwoch und Freitag 10 – 13 Uhr, 15 - 18 Uhr
Donnerstag 10 – 13 Uhr; 15 - 19 Uhr
Freitag 10 – 13 Uhr; 15 - 18 Uhr
Samstag 10 – 14 Uhr
Bauernladen ist Treffpunkt
Einkaufen ist schwierig in dieser Ecke des Landes, und so ist der 2019 eröffnete Laden des Ulmenhofes sehr schnell zum dörflichen Treffpunkt geworden. Den früheren Kuhstall haben die Familien selbst saniert und dann konnte Anna-Maria Kneißl ihren großen Bioladen einrichten. Nicht nur die eigenen Produkte der Bauernkäserei und der Felder sind im Angebot, auch das volle Bioladen-Sortiment einschließlich frischer Backwaren. Kunden und auch Wanderer finden zudem einen großen Holztisch neben dem Kaminofen vor, und im Sommer kann man sich draußen in den Garten setzen. Über Jahrzehnte haben die Frangens Märkte beschickt, heute setzt die Gemeinschaft auf die Vermarktung ab Hof.