Amorella | Kirsch-Manufaktur

Süße rote Vielfalt für ein ganzes Jahr

Fritz Mossel bei der Kirschverarbeitung

Der imposante Barockbau an der Einfahrt nach Mainz lässt sich vom dichten Autoverkehr nicht beeindrucken. Dahinter ein idyllischer Garten und weite Felder: hier wachsen pralle, saftig-rote Sauerkirschen. Empfindliche Früchte. Deshalb stehen die Bäume verteilt, um Schlechtwetterfronten möglichst zu entgehen.

Die Amorella Kirsch-Manufaktur ist zum Kern eines seit 200 Jahren bestehenden landwirtschaftlichen Familienbetriebes geworden, der in der 7. Generation wirtschaftet. Kirschwein bot schon der Großvater an, heute gibt es vom Kirsch-Schaumwein bis zu Kirsch-Pralinen so viele Spezialitäten, dass die Früchte das ganze Jahr über zu haben sind – auch tiefgefroren. Neben den Schattenmorellen werden historische Sorten und Raritäten wie Speierling, Mispel oder Wildrosen im Garten gehegt.

Der Ackerbau ist Standbein geblieben und wird kontrolliert-integriert betrieben. Eine vielfältige Fruchtfolge liefert hochwertige Nahrungsmittel für die Region.

Die Familie Mossel lebt mit drei Generationen auf dem Viereck-Hof. Mit Blick auf die nachfolgende Generation Annika und Finn machen die Eltern Katja und Fritz Mossel den Betrieb zukunftsfest. Eine Holzhackschnitzelheizung liefert Wärme, Solarpanele Energie. Die eigene Pflanzenkläranlage reinigt alle Abwässer und Gießwasser kommt aus der Regenwasserzisterne. Als Sturm Kyrill das alte Scheunendach verwüstete, baute man ein modernes Kelterhaus, dazu eine Produktionshalle, Küche und den Kirsch-Laden. Statt Pferde werden heute volle gegen leere Einkaufskörbe am ehemaligen Zollhaus gewechselt.

Das Unternehmen

Nahaufnahme von reifen Kirschen am Baum
  • 1822 übernimmt die Familie die alte Zollstation Chausseehaus und lebt von Acker- und Obstbau
  • 1948 erfindet Mikrobiologe Dr. Hans Mossel den Amorella Kirsch-Dessertwein
  • 2003 übernehmen Fritz und Katja Mossel den Betrieb von den Eltern Klaus und Christel Mossel und bauen die Kirsch-Manufaktur mit heute 26 Produkten aus eigenem Sauerkirschanbau auf
  • 2010 findet der Ausbau der alten Scheune für die Schattenmorellen-Produktion statt: 2000 Kirschbäume stehen auf 3 Hektar; dazu Ackerbau
  • 2017 Ausbau der historischen "Alten Waschküche" zum Veranstaltungsraum für Kirsch-Verkostungen und Feiern
  • 2023 Neupflanzung von Schattenmorellen und Erweiterung der Anbaufläche

Das Unternehmen ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Integrierter Obstanbau Rheinland-Pfalz e.V. (AGIO) und der Arbeitsgruppe Integrierter Landbau e.V. (AGIL).


Im Gespräch mit: Landwirt Fritz Mossel und Diplom-Kauffrau Katja Mossel

Katja und Fritz Mossel

Man denkt an Schwarzwälder Kirschtorte oder kandierte Früchte. Was macht Kirschen heute modern?

Katja Mossel: Die schöne Säure der alkoholfreien Säfte, ihr fruchtiger Geschmack, das tolle Aroma. Das interessiert gerade junge Leute. Neu ist zum Beispiel unser FRiZZ, ein verperlter, 100-prozentiger Fruchtsaft. Das ist für uns wichtig, wertige, alkoholfreie Getränke anzubieten. Die Freude an gutem Essen und Trinken ist die Basis. Deshalb sind wir auch bei Slow Food engagiert.

Was ist das Besondere an der Amorella Kirschmanufaktur?

Katja Mossel: Wir bauen selbst an und warten mit der Ernte bis zur Vollreife, nur so entfaltet sich das Aroma. Während zwei bis drei Wochen im Sommer wird fast alles von Hand geerntet und sofort verarbeitet. Wir wollen Vielfalt und Geschmack. Manche Kunden fahren weit, um mit unseren Morellen zum Beispiel selbst Konfitüren herzustellen. Unsere Kirschen sind kein Supermarktobst, weder eingefärbt noch gezuckert.

Wie gehen Sie mit dem Pflanzenschutz um?

Fritz Mossel: Wir sind lange schon im integriert-kontrollierten Anbau aktiv. Gesunde vollreife Früchte brauchen wir für unsere Spezialitäten. Unsere Devise ist: so wenig wie möglich und so viel wie nötig. Das Aufkommen der Kirschessigfliege ist existenzbedrohend. 2014 hatten wir einen Verlust von 8 Tonnen Kirschen. Essentiell ist die Obstbauberatung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Oppenheim. Staatliche Beratung und Zulassungsbehörden müssen angepasste, praxisnahe Lösungen erarbeiten, nur so ist der heimische Kirschenanbau zu erhalten. Aktuell verschwinden in Rheinhessen, dem größten Sauerkirsch-Anbaugebiet Deutschlands, immer mehr Kirschanlagen.

Nicht nur das historische Barockgebäude der Manufaktur steht für Tradition.

Fritz Mossel: Wichtig ist uns der Erhalt der alten Kirschsorten. Im Garten wachsen die Marienborner Sauerkirsche, Minister von Podbielski und Koröser Weichsel. Wir engagieren uns, alte Sorten zu retten. Es ist immer wieder spannend zu erleben, wie diese schmecken.

Sie engagieren sich auch im UNESCO-Welterbe?

Fritz Mossel: Früher wuchsen am Mittelrhein viele Kirschen, das kann man zur Kirschblüte noch sehen. Die Initiative Mittelrhein-Kirsche im Oberen Mittelrheintal will die Sortenvielfalt bewahren. Wir begleiten das Projekt mit dem Ziel, junge Menschen für die Pflege der Bäume zu gewinnen.

Kontakt

Fritz Mossel schaut sich reife Kirschen an

AMORELLA KIRSCH-Manufaktur
Familie Fritz Mossel
Chausseehaus 1
55127 Mainz-Marienborn

Telefon: +49 (0)6131 52690
Telefax: +49 (0)6131 627 99 23
Mail: info(at)amorella-kirsch.de

www.amorella-kirsch.de

Öffnungszeiten:
Nach telefonischer Vereinbarung und freitags von 13 bis 18 Uhr


Erfolgreicher Familienbetrieb wird weitergeführt – Nachfolge gesichert

Familie Mossel unter Kirschbäumen

Die Amorella Kirsch-Manufaktur ist ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb, der in der achten Generation weitergeführt wird. Die Familie Mossel lebt mit drei Generationen auf dem Viereck-Hof im Stadtteil Mainz-Marienborn. Mit Blick auf die nachfolgende Generation mit ihren Kindern machen die Eltern Katja und Fritz Mossel den Betrieb zukunftsfest. Annika Mossel hat Mitte Februar 2024 ihr Studium der Internationalen Weinwirtschaft in Geisenheim abgeschlossen. Finn Mossel ist in der zweijährigen landwirtschaftlichen Ausbildung. Diese hat er im August 2023 begonnen. Beide Kinder möchten, dass der Betrieb fortgeführt wird.